Insolvenz der Firma Paja - „Kämpfe mit offenem Visier“ - Bergische Landeszeitung vom 12.01.2011
„Es kann sich hier keiner vorstellen, dass alles platt gemacht wird!“ Andre Jaeschke, Geschäftsführer der Firma Paja, setzt darauf, dass seine Firma auch in Zukunft in Hoffnungsthal hochwertige Kunststofffolien produziert.

HOFFNUNGSTHAL - „Es kann sich hier keiner vorstellen, dass alles platt gemacht wird!“ Andre Jaeschke, Geschäftsführer der Firma Paja, setzt darauf, dass seine Firma auch in Zukunft in Hoffnungsthal hochwertige Kunststofffolien produziert.

Vor sechs Wochen musste er einen Antrag auf Insolvenz stellen - in sechs Wochen wird das Verfahren eröffnet. Derzeit führt Jana Dettmers als vorläufige Insolvenz-Verwalterin die Geschäfte.

Kunden sind an Bord geblieben

Und wie steht das Unternehmen derzeit da? „Es gibt „Grund zur Hoffnung“, so Jaeschke. Paja schreibe schwarze Zahlen, es sind Aufträge da - und die „Kunden sind alle an Bord geblieben“. Die Verwalterin tue alles, den Betrieb hochzufahren: „Sechs von sieben Maschinen laufen.“

Denn der Antrag auf Insolvenz habe nichts mit der aktuellen Situation zu tun, betont er. „Die Verluste entstanden ausschließlich durch die Wirtschaftskrise 2008. Es war der Preisverfall für unsere Bestände zwischen August und Dezember 2008. Das hat ein Loch von 1,5 Millionen Euro gerissen.“ Dieses Defizit schleppte die Firma hinter sich her. „Und für dieses Geld wollten wir eine Bürgschaft vom Land.“ Von Beratern habe es „immer grünes Licht“ gegeben, dass die Bürgschaft gewährt werde.

Deswegen ärgert sich Jaeschke über Vorwürfe, er habe bei den Planungen für das Gewerbegebiet Lehmbach-Nord etwas verschwiegen. „Ich wollte niemanden täuschen“, betont er. „Wir haben mit offenem Visier gekämpft.“ Mit der Landesbürgschaft „wären die Investitionen für die Expansion gesichert gewesen“. Das Projekt sei „step by step“ (Schritt für Schritt) geplant gewesen.

Doch der Bürgschaftsausschuss entschied dagegen. Dies könne auch an „Veränderungen in der Familie“ gelegen haben. „Wir hatten mit Auflagen gerechnet, aber dann wurde die Bürgschaft komplett abgelehnt“, so Jaeschke. Und da blieb dem Geschäftsführer nach seinen Worten nichts anderes übrig als die Anmeldung zur Insolvenz.

Das Unternehmen bekam aber das Angebot, einen neuen Antrag auf Bürgschaft zu stellen. Doch dafür muss die Firma wieder laufen. „Und das ist der Fall: Alle Anzeichen sprechen dafür, dass das Unternehmen weitergeführt wird.“ Auch die - rund 80-köpfige - Belegschaft stehe dahinter. Zwei Möglichkeiten gibt es, wie das Unternehmen weitergeführt werden kann: Entweder mit dem Einstieg eines Investors. Jaeschke: „Derzeit gibt es rund 30 Anfragen.“ Oder die Familie macht mit Hilfe eines Insolvenzplanverfahrens weiter. „Daran arbeiten wir.“ Die Entscheidung muss dann die Gläubigerversammlung treffen.

In jedem Fall aber sei es für Paja wichtig, das Gewerbegebiet Lehmbach-Nord zu entwickeln. „Denn hier ist ein guter Standort.“